„… große Formen lassen sich zu Pulver verkleinern, um dann durch fast alchemistische Prozesse in fantastische Farbkompositionen verwandelt zu werden“
Das künstlerische Entwicklungsprojekt „Der Blick nach innen“ von Prof. David Zink Yi startete im Januar 2023 und endete nach einem Jahr. Es wurde unterstützt durch die Forschungsförderung der HBK Braunschweig. Im Mittelpunkt stand dabei, die Aussagekraft von skulpturalen Arbeiten mittels der Macro-Fotografie und des Focus-Stack-Verfahrens* zu erweitern.
Durch die erzeugten Bilder sollten der Blick und das Wesen der Objekte zu einem Bild, zu einem auf Malerei gerichteten Blick verschoben werden. Im Zentrum dieses Transformationsprozesses standen die Oberflächen und Farbverläufe von kleinen Steinzeugobjekten aus der Serie „All My Colours“. Für die Herstellung solcher komplexen Fotoaufnahmen wurde eine spezielle Kamera vom Typus Phase One XF mit dem nötigen Objektiv sowie eine Prophoto Blitzanlage angeschafft.
*Fokus-Stacking ist eine Aufnahmemethode, bei der man mehrere Bilder mit leicht unterschiedlichen Fokusabständen aufnimmt („Bracketing“) und diese dann zu einem einzigen Bild zusammenfügt („Stacking“). Damit ist dann ein größerer Teil eines Motivs oder einer Szene im Fokus.
Herr Prof. Zink, In Ihrem künstlerischen Projekt untersuchen Sie vertiefende Ausdrucksmöglichkeiten Ihrer skulpturalen Arbeiten. Dafür haben Sie speziell hergestellte Farbglasuren auf die Skulpturen aufgetragen. Können Sie uns das Verfahren etwas näher beschreiben?
Diese Symbiose zwischen Steingut und Glasuren existiert bereits seit Jahrtausenden und ist kein neues Unterfangen. Allerdings versucht man, ähnlich wie in der Malerei oder beim Schreiben, mit traditionellen Mitteln neue Ergebnisse zu erreichen. Die eigene Mischung der Glasuren sowie das Experimentieren mit Temperaturen und Atmosphären, um das Erreichte auf einem anderen Medium zu nutzen, ermöglicht es, eine eigene Palette an Ergebnissen zu erzielen.
Diese so erzeugten farbigen Landschaften haben Sie in einem weiteren Schritt mittels einer speziellen Fotokamera im Focus-Stack-Verfahren aufgenommen und in eine erweiterte Bildebene transferiert. Welche Konzeptidee haben Sie dabei verfolgt?
Oft lässt sich eine Skizze oder ein ursprüngliches Ergebnis nicht eins zu eins auf größere Formate oder andere Formen übertragen, da die Resultate dabei völlig unterschiedlich ausfallen. Dennoch wollte ich herausfinden, wie ich bestimmte Ergebnisse von kleinen Objekten direkt auf größere Objekte übertragen könnte. Neue Ausdrucksmöglichkeiten und Materialien aus dem eigenen Prozess heraus zu finden, leitet mich in diesem fortlaufenden Projekt. Harte Materialien werden weich, dann wieder hart und im künstlerischen Prozess erneut weich. Große Formen lassen sich zu Pulver verkleinern, um dann durch fast alchemistische Prozesse in fantastische Farbkompositionen verwandelt zu werden. Diese Verwandlungsmomente und Prozesse finde ich äußerst spannend.
Mit den Ergebnissen dieser Arbeiten planen Sie weitere Anwendungsmöglichkeiten. Gibt es dazu schon konkrete Ideen?
Es gibt viele Objekte, Glasuren und Farbverläufe auf der Oberfläche dieser kleinen Skulpturen zu entdecken. Zurzeit bin ich noch dabei, die Motive zu fotografieren und auszuwählen. Einige Ergebnisse in Form von bedrucktem Stoff gibt es bereits, aber das Ganze könnte sich in ganz unterschiedliche Richtungen entwickeln, wie zum Beispiel in Form einer Kunstpublikation oder als Elemente für einen Film oder durch Kooperationen mit Designern, usw.
Prof. David Zink Yi lehrt am Institut FREIE KUNST Grundlehre mit dem Schwerpunkt Bildhauerei.
Das Interview führte Brigitte Kosch, Pressestelle der HBK Braunschweig