Interview: DAAD-Preis 2024 an Siyu Zhu verliehen

Den DAAD-Preis für hervorragende Leistungen internationaler Studierender an der Hochschule für Bildende Künste (HBK) Braunschweig zu erhalten, ist eine besondere Herausforderung. Dotiert ist der Preis einmalig mit 1.000,- Euro. Für das Jahr 2024 wurde diese besondere Auszeichnung am 18. Februar 2025 durch die Präsidentin der HBK Braunschweig, Prof. Dr. Ana Dimke, an Siyu Zhu aus China verliehen.

3 Fragen an die Preisträgerin Siyu Zhu:

Wo haben Sie studiert, bevor Sie an die HBK Braunschweig in den Studiengang Transformation Design gewechselt sind?

Ich habe ursprünglich Industriedesign in China studiert und nach meinem Abschluss ein Jahr lang Energieversorgung an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen in Deutschland. Danach habe ich mich entschieden, in den Studiengang Transformation Design an der HBK Braunschweig zu wechseln. Ich wollte mich intensiver mit den gesellschaftlichen Aspekten von Design beschäftigen und dieser Studiengang hat mir genau das ermöglicht.

Was hat Sie motiviert an der HBK Braunschweig zu studieren und engagieren Sie sich neben dem Studium noch an gesellschaftsrelevanten innovativen Projekten?

Die HBK Braunschweig bietet mir ein vielfältiges und freies Umfeld – fast wie eine Utopie – welches meine gestalterische Wahrnehmung geschärft und meinem Denken mehr Raum zur Entfaltung gegeben hat. Besonders schätze ich die Internationalität der Hochschule. Erst letzte Woche haben wir beispielsweise eine internationale Präsentation mit einer Universität aus Hongkong gehalten. Auch mein Austauschsemester in Paris wäre ohne die Unterstützung des International Office nicht möglich gewesen. Ich bin wirklich dankbar für die Hilfe, denn dieser Aufenthalt hat meine Perspektive noch einmal erweitert. 

Als internationale Studierende war interkulturelle Kommunikation anfangs eine Herausforderung für mich, doch mit der Zeit habe ich erkannt, dass gerade diese komplexe kulturelle Prägung meine größte Stärke ist. Sie verleiht meinen Gedanken und meiner gestalterischen Arbeit eine besondere Tiefe und Einzigartigkeit.

Ein Forschungsprojekt, das mich besonders geprägt hat, war eine Exkursion mit meiner Hochschule im Haus des Wandels (HDW) nahe Berlin. Dort lebten und arbeiteten wir gemeinsam, um über zukünftige Veränderungsprozesse und Transformationsmethoden nachzudenken. Diese Erfahrung hat mir noch einmal verdeutlicht, dass unsere Lebenserfahrungen die essenzielle Quelle für jede kreative und gesellschaftliche Auseinandersetzung sind.

An welchen Themen arbeiten Sie aktuell und was haben Sie für Pläne für die Zukunft?

Aktuell arbeite ich an meiner Abschlussarbeit, die sich mit der Beziehung zwischen Design, Gendern und Machtstrukturen auseinandersetzt. Ich untersuche handwerkliche Traditionen aus der Perspektive des Produktdesigns und strebe an, durch meine Arbeit einen kritischen Diskurs zu fördern.

In meiner Arbeit werde ich aus der Sicht eines Produktdesigners herausarbeiten, wie Machtmechanismen im Produktdesign wirken und wie diese konkrete  Handlungsempfehlungen geben. In der heutigen Zeit ist Macht nicht mehr nur eine von oben nach unten ausgeübte, teils brutale Staatsgewalt, sondern sie ist in jedem Aspekt des Lebens involviert und wirkt durch feine Disziplinierungen. Michel Foucault (französischer Philosoph: Inhaber des Lehrstuhls für die Geschichte der Denksysteme am Collège de France in Paris) beschrieb Macht jedoch nicht als nur rein unterdrückend, sondern auch als produktiv. Was bedeutet das für das Design? Welche Art von Produktdesign kann wirklich zu einer gleichberechtigten Machtverteilung beitragen? Schließlich entscheidet auch der Designer in gewisser Weise darüber, wie ein Objekt genutzt wird. Aus der Perspektive des Designers stellt sich daher die Frage: Wie sollten wir gestalten?

Die Zeit in Braunschweig ist für mich eine wertvolle Erfahrung, die weit über mein Studium hinausreicht. Unabhängig davon, wohin mich mein Weg führen wird oder welche beruflichen Herausforderungen auf mich warten – diese Zeit wird mich weiterhin begleiten und in meinem Denken und Handeln nachwirken. Ich werde die Zeit nicht nur in Erinnerung behalten, sondern auch fortlaufend reflektieren und in meinen zukünftigen Entwicklungen neu interpretieren. Genau darin liegt für mich die tiefste Bedeutung des Transformation Designs.

Was meine Zukunft angeht – Ich weiß, dass ich mich weiter mit strategischem Design beschäftigen möchte – ob in der Beratung oder in der Forschung. Gleichzeitig möchte ich mir jedoch die Möglichkeit offenhalten, mich weiterzuentwickeln und neue Perspektiven zu erschließen.

Das Interview führte Brigitte Kosch, Pressestelle der HBK Braunschweig

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