Willkommen in Braunschweig!

Die neuen Stipendiat*innen des internationalen Stipendien- und Residenzprogramms Braunschweig Projects wurden im Rahmen einer Feierstunde im White Cube der HBK Braunschweig begrüßt.

Während des einjährigen Stipendiums leben und arbeiten die Künstler*innen Erfan Aboutalebi, Joe Cave, Sofia Duchovny, Bojana S. Knežević, Joscha Steffens, Tang Han und Kai-Hendrik Windeler in den zur Hochschule gehörenden Wohnateliers in Braunschweig. Während dieser Zeit können sie auf die Werkstätten der Hochschule zugreifen und werden von Professor*innen der Freien Kunst, die ihnen als Mentor*innen zu Seite stehen, unterstützt.

Die sieben Stipendiat*innen werden während ihres Residenzstipendiums an der HBK jeweils künstlerische Vorhaben entwickeln, die dann in einer Abschlussausstellung im kommenden Jahr in der HBK präsentiert werden. Begleitet werden sie hierbei von einer kuratorischen Stipendiatin, die die Ausstellung gemeinsam mit den künstlerischen Stipendiat*innen vorbereitet und konzipiert. Hierfür konnte die Kuratorin Elisa Giuliano (Italien) gewonnen werden.

Das internationale Stipendienprogramm Braunschweig Projects ist Teil der Künstlerförderung des Landes Niedersachsen. Seit 2011 eröffnet es Künstler*innen aus der gesamten Welt die Möglichkeit, ein künstlerisches Projekt an der HBK Braunschweig zu entwickeln und zu realisieren.
 

Die Stipendiat*innen:

Im Bereich Bildende Kunst:

Erfan Aboutalebi aus dem Iran verfolgt eine künstlerische Praxis, die sich über Installationen, Zeichnung, Text und Video artikuliert, aber nicht darauf beschränkt ist. Seine Arbeiten entstehen in Auseinandersetzung mit Fragen zu künstlerischen, diskursspezifischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Konditionen. Fragen wie zum Beispiel zur Konkurrenz in der Kunst oder zum Individualismus und Werteökonomie des Neoliberalen werden in Bezug gesetzt zur Raumfahrt, zu interplanetarischen Räumen oder zum Sonnensystem.

Sofia Duchovnys Werke setzen sich mit den Infrastrukturen des Sehens und Erlebens auseinander. Ihre Praxis ist geprägt durch dokumentarische und investigative Recherchen in Archiven, Museen und anderen Orten der Wissensgenerierung. Diese verarbeitet sie in raumgreifenden Installationen und zielt damit auf die psychologische Aktivierung des Betrachters ab.

Joscha Steffens studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und absolvierte das Postgraduiertenprogramm der Kunsthochschule für Medien in Köln. Joscha Steffens schafft Arbeiten über – und in – versteckte(n) Gemeinschaften, die in eine imaginäre Welt eintauchen. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Spielwelt – sowohl virtuell als auch live – und auf der Gewalt, die in ihr ästhetisiert wird. In seiner künstlerischen Forschung versucht er, sich diesen Gemeinschaften und ihren Mitgliedern so offen wie möglich zu nähern, auch wenn einige ihrer Welten von absurden Idealen beherrscht werden. 

Tang Han wurde 1989 in Guangzhou (China) geboren und lebt und arbeitet mittlerweile in Berlin. Mit den Medien Film, Video, Installation und Malerei hinterfragt sie die Gültigkeit von Dingen, die im Alltag als selbstverständlich angesehen werden. Dazu nutzt sie subtile Ansätze des Geschichtenerzählens sowie die Fokussierung auf Wahrnehmungsprozesse. 

Kai-Hendrik Windeler wurde in Neuss geboren und lebt heute in Leipzig. Er studierte an der Muthesius Hochschule in Kiel und anschließend an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und arbeitet vor allem mit raum- bzw. ortsbezogenen Installationen. Seine künstlerischen Arbeiten basieren auf einer an den Prozess der Archivierung angelehnten Recherche zu den Räumen und Orten, für die sie jeweils entstehen. Im Vordergrund steht ein Interesse an der Veränderung und Konstruktion von Information, Architektur und vorgefundenen räumlichen Strukturen. Somit entstehen ebenso konzeptuelle wie multimedial-sinnlich erfahrbare Kunstwerke, die immer auch die Ästhetik der Form des Archivs vermitteln. 
 

Im Bereich Klangkunst:

Joe Cave ist ein französisch-britischer Künstler, dessen Praxis sich um den Gesang dreht. Im Mittelpunkt seiner Arbeit, die er in einer Vielzahl interdisziplinärer Projekte entwickelt hat, steht die Frage, wie sich die Stimme aus einem Text, einem Archiv oder einem Kontext heraus manifestiert: sei es in Folk-Praktiken oder in der Synthese neuronaler Netze.

Die serbisch/ungarische Medienkünstlerin und Forscherin Bojana S. Knežević arbeitet in den Bereichen Performance, audiovisuelle Installationen, Klang- und Radiokunst sowie Kunsterziehung. Sie konzentriert sich auf die ungehörten Stimmen marginalisierter oder versteckter individueller, kollektiver und hybrider Identitäten und versucht, verschiedene Stereotype, soziale Strukturen und Systeme der patriarchalischen Gesellschaft zu dekonstruieren.
 

Die kuratorische Stipendiatin:

Elisa Giuliano stammt aus Italien und ist Kuratorin, Forscherin und Theatermacherin. Derzeit ist sie Dozentin im Masterstudiengang Curatorial Studies an der Zürcher Hochschule der Künste. Im Jahr 2022 kuratierte sie zusammen mit Anselm Franke, Denise Ryner, Claire Tancons und Zairong Xiang die Ausstellung Ceremony (Burial of an Undead World) im Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Ihre Texte sind in Publikationen wie NERO, Dirty Furniture, MUdec United und Arts of the Working Class erschienen.