Zwei Berufungen am Institut FREIE KUNST / Neubesetzung der Grundlehre abgeschlossen
Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur hat mit Vika Kirchenbauer und Robert Klümpen zwei neue Professor*innen an der HBK Braunschweig berufen. Am Institut FREIE KUNST besetzt Robert Klümpen fortan die Professur ‚Grundlehre mit dem Schwerpunkt Malerei‘, Vika Kirchenbauer für fünf Jahre die Professur ‚Grundlehre Film/Video‘.
Zusammen mit den Berufungen von Prof. David Zink-Yi (zum Sommersemester 2021, Grundlehre mit dem Schwerpunkt Bildhauerei) und Christoph Knecht (zum Wintersemester 2021, Grundlehre mit dem Schwerpunkt Zeichnen) ist die Neubesetzung der vier Grundlehre-Professuren im Studiengang Freie Kunst somit abgeschlossen.
„Im Namen des gesamten Kollegiums möchte ich die neuen Kolleg*innen sehr, sehr herzlich begrüßen“, sagt Institutsdirektorin Prof. Asta Gröting. „Mit ihnen konnten wir die Grundlehre durchweg mit starken aber auch sehr unterschiedlichen künstlerischen Positionen in verschiedenen Medien besetzen. Unseren Studienanfänger*innen bieten wir so ein breites Spektrum künstlerischer Arbeitsweisen. Vor allem aber erreichen wir mit der vollständigen Besetzung aller Grundklassenprofessuren einen regelrechten Neustart für die Studierenden der Freien Kunst und der Kunstpädagogik.“
Freigegebene Pressebilder (Verwendung mit Nennung des Fotografen)
Zu den Personen
Vika Kirchenbauer, geboren 1983, ist eine in Berlin lebende Künstlerin, Autorin und Musikproduzentin. In Videos, Installationen, Musik und theoretischen Texten untersucht sie die sichtbaren und unsichbaren Erscheinungsformen von Gewalt, und reflektiert dabei die Umstände, unter denen Subjekte in gesellschaftliche Machtstrukturen verwickelt und innerhalb dieser situiert sind. Sie verbindet Fragen zu persönlicher sowie kollektiver Erinnerung und Nichterinnerung mit den Poltiken des Betrachtens, verhandelt die Rolle von Affekten im Feld der zeitgenössischen Kunst und problematisiert die Art und Weise, in der marginalisierte Körper in Ausstellungsräumen erfahrbar und erlebbar werden.
In umfassenden Einzelausstellungen wurde Kirchenbauers Arbeit zuletzt im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (2021); sowie im Kunstverein Kevin Space, Wien (2021); präsentiert. Ihre Videos und Installationen wurden im Rahmen von zahlreichen Gruppenausstellungen und Screenings präsentiert, unter anderem im Tainan Art Museum, Taiwan (2021), in der Whitechapel Gallery, London (2020); in der Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen (2019); im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin (2020); des New York Film Festival (2021, ’20) sowie des Toronto International Film Festival (2021). Für ihre Arbeit UNTITLED SEQUENCE OF GAPS (2020) erhielt Vika Kirchenbauer den EMAF-Award, den Deutschen Kurzfilmpreis sowie den Preis der Deutschen Filmkritik. 2016 wurde ihre Videoarbeit SHE WHOSE BLOOD IS CLOTTING IN MY UNDERWEAR mit dem Preis für den Besten Beitrag zum Deutschen Wettbewerb bei den Kurzfilmtagen Oberhausen prämiert. Zu weiteren Auszeichnungen gehören das Kunstfonds Stipendium (2020), das Villa Aurora Los Angeles Fellowship (2018) sowie das Arbeitsstipendium Bildende Kunst des Berliner Senats (2015). Für Vorträge, Workshops, Tutorials und Seminare wurde sie von einer Vielzahl von Lehrinstitutionen eingeladen, wie der New York University, der Ruskin School of Art, Oxford; der Goldsmiths University of London, der Rutgers University, New Brunswick; dem Otis College for Art and Design, Los Angeles; der University of Copenhagen, der UdK Berlin, der HFBK Hamburg und der Universität Hildesheim.
Robert Klümpen, geboren 1973 in Issum, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. A.R. Penck und Prof. Dieter Krieg, dessen Meisterschüler er auch war.
Seine Malerei der 2000er Jahre zeigt oftmals lebensgroße, in ihrer subtilen Beleuchtung irritierende Darstellungen entlegener Kioske, Büdchen, Laternen, Verschläge oder Sexshops. Dabei deutet die Malerei eher an als dass sie zeigt, das Verschlossene und seine geheimnisvolle Aura bilden einen durchgängigen Topos. Herabgelassene Läden, nächtliche Wohnwagen oder die Rückseiten von fahrenden Trucks überlassen den Rezipient*innen den Reiz der Spekulation über die verborgenen Inhalte. (Aus einem Ausstellungstext von Stefan Kraus)
Seine Suche nach der Abstraktion im Gegenständlichen, die das Klümpens Werk seit seinen Anfängen kennzeichnet, erfährt in den Bildern der letzten Jahre eine Umkehrung: Sie befragen das Verhältnis von Abstraktion und Gegenständlichkeit. Große Farbfelder, deren Verläufe eigene Bildwelten entfalten, stehen neben kleinen, bisweilen ironischen Porträts, die kunsthistorische Vorbilder erkennen und immer wieder überraschende Bildpaare entstehen lassen. Klümpen gehört zu den wenigen Künstlern, die sich gleichermaßen der gegenständlichen wie der abstrakten Malerei widmen. Seine Malerei zieht mit leuchtend-expressiver Farblebendigkeit, großzügigem Pinselduktus, experimentierfreudigem Farbauftrag, gepaart mit stets humorvollem Anspielungsreichtum in ihren Bann.
Die Arbeiten von Robert Klümpen wurden national wie international präsentiert, etwa im Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen, im Kunsthaus Nürnberg, im Kunstverein Epinal (Frankreich), in der Villa de Bank in Enschede (Niederlande), im Kolumba in Köln oder im Museum Goch. Klümpen erhielt mehrere Stipendien und Preise, unter anderem das Stipendium des Centro Tedesco Di Studi Veneziani 2004 sowie den Villa Romana-Preis 2005. 2014 erhielt er eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und 2018 eine Professur an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Zuvor hatte er mehrere Lehraufträge und Gastdozenturen, unter anderem an der HfbK Hamburg, der Chinese Academie of Arts, Hangzhou (China) und der Universität Wuppertal. Seine Werke sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.
Klümpen lebt und arbeitet in Köln und Braunschweig. Neben der Arbeit als Künstler ist er als Autor tätig.