Anke Haarmann: Artistic Research. Von der Anschauung zur Einmischung
Online-Vortrag und Diskussion von und mit Anke Haarmann im Rahmen des Seminars „Ästhetik und Politik" von Prof. Dr. Ulrike Bergermann.
Anke Haarmann ist Philosophin, Aktivistin, Konzeptkünstlerin und Professorin für Designtheorie und Designforschung an der HAW Hamburg. In ihrem 2019 erschienen Buch „Artistic Research. Eine epistemologische Ästhetik" hat sie die festgefahrenen Debatten darüber, wie man das Verhältnis von Wissenschaft und Kunst, insbesondere in ihren institutionalisierten Dimensionen, fassen sollte, gewendet und radikalisiert. Hier geht es nicht mehr nur um die Frage, ob Kunst nicht auch forsche, wenn Projekte mit Archiven arbeiten oder in anderen traditionell der Wissenschaft zugeordneten Bereichen, und im Gegenzug wird dem wissenschaftlichen Denken auch nicht einfach ‚kreative Produktivität' o. ä. zugeschrieben. Anke Haarmann geht davon aus, dass diese (und weitere gestalterische) Bereiche ihre eigenen Epistemologien verfolgen, dass sie Wissensformen und Sinnlichkeiten brauchen und produzieren. Diese sind umgeben von Zwängen wie der Verwertbarkeit nach „Bologna", der Modularisierung in universitären Formaten, ihre Wissensformen erhalten warenförmige Werte... und so sieht Haarmann, die auch Mitglied des Hochschulrates der HBK Braunschweig ist, eine Herkunft der „Kunst als Forschung" in der Politisierung, die sie „von der Anschauung zur Einmischung" (so ein Buchkapitel) nachzeichnet. Visualität und Zeichentheorie/ Semantik sind darin zentrale Kreuzungspunkte. Ausgehend von diesem Kapitel der Geschichte einer theoretischen, institutionell-politischen und sehr praxisbezogenen Debatte, das Anke Haarmann nochmals vorstellen wird, diskutieren wir die Verzweigungen und aktuelle Implikationen der vielen hier verwobenen Felder.