Werkverzeichnisse und Selbstarchivierungspraktiken von Künstler*innen
Im Rahmen des Gesamtprojekts Spuren künstlerischen Handelns. Künstler*innennachlässe in Braunschweig, das von der Braunschweigischen Stiftung, der Städtischen Galerie Wolfsburg und der HBK Braunschweig gemeinsam initiiert wird, findet am 2. und 3. Mai 2024 eine Tagung zum Thema Werkverzeichnisse und Selbstarchivierungspraktiken von Künstler*innen in der Aula der HBK Braunschweig statt.
Ein Werkverzeichnis wurde noch im 20. Jahrhundert zumeist nach dem Ableben von Künstler*innen und angesichts eines abgeschlossenen Gesamtwerks – somit aus historischer Distanz – erstellt. Mit der Erweiterung des Werkbegriffs seit den 1960er Jahren ging die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der stabilen Objektstruktur einher, von der Werkverzeichnisse bis dahin ausgegangen waren. Denn es stand nun die Frage im Raum, wodurch sich Werke von Nicht-Werken unterscheiden und ob Notizen, Briefe, fotografische und filmische Dokumentationen, Diskursierungen wie Ausstellungszusammenhänge, Kritiken, Katalogkommentare, ja sogar Anekdoten und Gerüchte nicht ebenso als Teil eines künstlerischen Werks zu verstehen sind. Mit dem archival turn hat sich der Fokus noch einmal verschoben: Seither wird das Konzipieren von Werkverzeichnissen von vielen Künstler*innen als Teil ihrer genuinen künstlerischen Produktion begriffen. Werkverzeichnisse, die von Künstler*innen erstellt und begleitet bzw. bei Kunstwissenschaftler*innen in Auftrag gegeben werden, wirken auf die gegenwärtige künstlerische Praxis zurück, schließen an den zeitgenössischen Kunstdiskurs an bzw. legen Fährten aus, die dazu verleiten, bereits vor Jahrzehnten durchgeführte Projekte aus einer aktuellen Perspektive zu betrachten.
Tagungskonzept: Prof. Dr. Annette Tietenberg, Institut für Kunstwissenschaft, HBK Braunschweig
Die Tagung findet in Kooperation mit Die Braunschweigische Stiftung im Rahmen des Forums Spuren künstlerischen Handelns. Künstler*innennachlässe in Braunschweig statt.
Begleitend zur Tagung wird die von Luciana Tamas kuratierte Ausstellung Dan Perjovschi Breaking (the) News & Lia Perjovschi Survival Kit in der Montagehalle der Hochschule gezeigt.
Termin: 02.05. ab 15 Uhr, 03.05. ab 9:30 Uhr
Ort: HBK Braunschweig, Aula, Johannes-Selenka-Platz 1, 38118 Braunschweig
Eintritt: frei und ohne Anmeldung
Programm
Donnerstag, 02.05.2024
15 Uhr: Begrüßung
Prof. Dr. Ana Dimke, Präsidentin, HBK Braunschweig
Friedemann Schnur, Geschäftsführender Vorstand, Die Braunschweigische Stiftung
15:15 Uhr: Einführung
Prof. Dr. Annette Tietenberg, Institut für Kunstwissenschaft, HBK Braunschweig
15:30 Uhr: Das Archiv aufrütteln. Funktion und Status künstlerischer Dokumentation im Künstlerarchiv Raimund Kummer
Ulrike Pennewitz, Kunst- und Informationswissenschaftlerin, UdK Berlin
16:30 Uhr: Autorität für die Ewigkeit. Marina Abramovićs Arbeit am eigenen Nachlass
Dr. Mareike Herbstreit, Paris Lodron Universität Salzburg
18 Uhr Abendvortrag: WerkKörper: Entwurfspraktiken der Aufzeichnung
Prof. Dr. Peter J. Schneemann, Universität Bern
Freitag, 03.05.2024
9:30 Uhr: Vermächtnis unter Auflage – Die Künstlerstiftung Malte Sartorius
Susanne Schuberth, Die Braunschweigische Stiftung
10:30 Uhr: Wenn aus Anekdoten Werke werden.Terry Fox und die narrative Erweiterung des Formats ,Werkverzeichnis‘
Dr. Lisa Steib, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
12 Uhr: Das Verschwinden des Selbst – Vergänglichkeit, Sammlungen und Archivierung im Werk von Dieter Roth
Bianca Strauß, Städtisches Museum Braunschweig
14 Uhr: Lia und DanPerjovschi:„Das weiße Buch der Securitate“ versus „The Book of Notebooks“
Luciana Tamas, HBK Braunschweig
15 Uhr: Führung
durch die von Luciana Tamas kuratierte Ausstellung Dan Perjovschi Breaking (the) News & Lia Perjovschi Survival Kit in der Montagehalle der HBK Braunschweig