Klasse Jens Brand
Zur Person
Jens Brand (geb.1968 in Dortmund) lebt in Berlin. Er studierte bildende Kunst an der Kunsthochschule in Münster. Verschiedene Stipendien führten zu wiederholten Aufenthalten in Japan, den USA und Mexico.
Von 2010 bis 2016 amtierte er als Präsident des Internationalen Künstlergremiums (IKG). Von 2013 bis 2023 leitete er die Basisklasse Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel. Mit Performances, Konzerten und Ausstellungen ist er im In- und Ausland aktiv. Seit 2023 unterrichtet er die Klasse für Klang in der bildenden Kunst an der HBK Braunschweig.
„Ausgangspunkt meiner Klanginstallationen und Performances sind Konzepte deren Verlauf und Ergebnisse nicht absehbar sind. Das Material das bei der Realisation meiner Arbeiten zum Einsatz kommt umfasst alte und neue Medien. Es verwendet Hörbares und Unhörbares ebenso wie Sichtbares und Unsichtbares. Mich interessiert das Tafelbild ebenso wie ein 3D-Game-engine, ein Streichquartett, eine Schallfrequenz oder ein Partikelbeschleuniger. Genre Grenzen interessieren mich nicht.“
Klangkunst in der Klasse Brand
Das zentrale Thema einer Fachklasse in der bildendenden Kunst ist das Experiment und sein Vertiefung und nicht ein wie auch immer geartetes Medium. Ein Klasse für Klang, Sound oder das Hören kann evtl. eine Richtung weisen, aber sollte sicherlich kein thematisches Arbeitsdogma definieren. Wie in den meisten anderen Fachklasse so wird auch hier „alles“ passieren können. Umgekehrt steht der Ort auch Studierenden aller anderen Klassen die Interesse an dem Themenkanon des Hörens und Klingens haben für Arbeitsbesprechungen, Fragen und Kooperationen offen.
Die Tatsache, das man Schallwellen meist nicht sehen kann, also vieles am Klang im Unsichtbaren stattfindet, ist eine oft praktische Denkprothese die ebenso zum Klang wie zur Vermeidung desselben führen kann und auch nicht selten ein Umdenken in der Bildwelt produziert. In diesem Sinne halte ich es für extrem relevant, dass es eine solche Klasse an einer Kunsthochschule gibt. Was die Studierende mit ihr anfangen, soll jedoch komplett offen gehalten und immer wieder neu verhandelt werden.
Ich halte in diesem Zusammenhang auch den Begriff der »Klasse« für wichtig, da er – im Gegensatz zu der Idee von zu vermittelnden Lehreinheiten oder Modulen – nicht von einem schulischen sondern einem gemeinschaftlichen Rahmen erzählt; Ergänzend zum eigenen Werk geht es hier um ein gemeinsames Verhandeln von Idealen, Sehnsüchten und Notwendigkeiten.
Arbeiten der Studierenden
Rauminstallation mit sound/voice/performativen Elementen
bone crash one collision and so you lie in my arms.
When does it crash? When is it about to collapse?
Tell me when the time is right. What will happen to you
and what will happen to me? Don ́t you feel it when I touch
your head and it ́s still happening? I was trying to break
something. Break it. Think what you want, I think of a
romantic collision.
Jahr: 2021/22
180 Piezomikrofone, Kabel, Stoffe
MoCap ist ein „Motioncapture“ Mantel, dessen Oberfläche mit 180 Piezomikrofonen bestückt ist.
Die kinetische Energie, die durch die Bewegung entsteht, wird von den Piezos in elektrische Information transformiert und unmittelbar als Klang ausgegeben.
Im Rahmen des „Jour Fixe 2021“ im LOT-Theather Braunschweigwar „MoCap P-001“ in Zusammenarbeit mit Eva Polinski der Beginn einer Serie verschiedener Improvisationen durch verschiedene Performer:innen.
Polinski erkundete in der Bühnensituation das Verhältnis zwischen ihren eigenen Bewegungen und dem klanglichen Feedback im Raum.
Die metallischen, teils schrillen Töne des Mantels können in
Einklang oder Kontrast zu den gewählten Bewegungen gebracht werden. So entsteht eine direkte Reflexion des Bedürfnisses nach Harmonie von Ohr und Auge.
Jahr: 2021
Klanginstallation I Klimaprojektionsdaten vom ipcc, WAV-Player, 5 Multiplanar HIFI Systeme, Stoff, Klettband, 3 Verstärkermodule, Kabel, Batterien
In der Klangarbeit Petrichor werden mögliche Projektionsszenarien der Expandierung des Meeres in den nächsten 1000 Jahre akustisch illustriert. Der Klang dessen breitet sich auf fünf verschiedenen Lautsprechern im Rondell des Inselwallparks aus und die Herausforderung entsteht, sich dazu zu positionieren. Jeder Speaker ein Szenario der Zukunft, welches sich in der Arbeit Gehör verschafft. Hier ein leichter Anstieg, dort ein dystopisches Ausmaß und die Variationen dazwischen. Ein stetiger Anstieg. Klang wird von Pausen durchbrochen, Lautstärke durch Stille betont. Irreversibilität bei ausbleibender Veränderung in der
Beziehung zwischen Mensch und Wasser wird in abrupten Gegenüberstellungen spürbar. Daten werden in akustisches Erleben übersetzt.
binorales Hörbeispiel : https://soundcloud.com/johanna_altgassen/petrichor
Jahr: 2021
Skulptur aus Kohle und Keramik
Ich forme jeden Tag eine Kugel und fühle die Zeit in meinen Händen. Jeden Tag eine andere Form und ein anderes Zeitgefühl. Kohle, Erde, Wasser, Luft und Feuer vervollständigen die Form, währenddessen entsteht im Dunkel neues Leben.
Jahr: 2022
14:24 min / 2022 / 3840*2160 (16:9) / color / Stereo
Drei Performer:innen beschallen von den oberen Ebenen die Burgpassage. Skateboard Rollen rattern über die Rillen der Fliesen. Die Passant:innen hören das Donnern über sich, ohne die Verursacher:innen sehen zu können.
Video link: https://youtu.be/DE2smqVyOPs
Jahr: 2022
Soundwalk
Im Rahmen von ÜberBrücken haben die Studierenden der Klangkunstklasse sich mit acht Brücken auseinandergesetzt, welche die Ufer der Oker in Braunschweig verbinden. Diese Brücken, die einen zentralen Teil des Charakters der Stadt ausmachen, wurden aus verschiedenen Perspektiven erforscht, die sich zwischen Materialität, Architektur, Ökologie, Poetik, Politik, Geschichte, Sehnsucht und Vorstellungen von der Zukunft bewegen. Durch eine definierte Route, welche von der Rosentalbrücke bis zur Okerbrücke Uferstraße führt, wird ÜberBrücken als ein Soundwalk erlebt, der eine Reihe einzelner ortsspezifischer Klangarbeiten verbindet. Die Rezipierenden sind eingeladen, von Brücke zu Brücke zu wandern und dabei an den Klangarbeiten teilzunehmen. Die Werke sind über einen QR-Code zugänglich und können sowohl vor Ort als auch online mit einem Smartphone und Kopfhörern erlebt werden. Jedes Werk erkundet eine andere Perspektive und erweitert die Erfahrung mit der Umgebung durch den Akt des Zuhörens.
Künstler:innen
Johanna Altgaßen I Yannick Averdiek I Janis Binder I Marie Bothmer I Finja Dühring I Marie-Sophie Knopf I Romina Herrere I Milena Lorenz I Jonas Meyburg I Patryk Modlinski I Phoebe Pätzold I Johanna Spieker I Jan Selcuk I Julia Weidner
t eine andere Perspektive und erweitert die Erfahrung mit der Umgebung durch den Akt des Zuhörens.
Performance und Installation, 17.-19.02.22
Am Anfang ist da ein leerer Raum.
Eine Kunststudierende, die offen arbeitet.
Texte von Menschen.
Viele Fragen.
Viele Ideen.
Viel Material.
Vielleicht auch neues.
Sätze von dir.
Wer bist du?
Keine einfache Frage.
Erst recht nicht in einer engen Struktur.
Ein strukturelles Problem.
Vermutlich.
Wer bist du?
In 3 Worten.
In einem Satz.
@PASSAGEN2022
Video-Link: https://vimeo.com/681577468
Eine Weiterführung der Videoarbeit „Wer bist du?“ (aktuell zu Sehen im Rahmen der HBK-Kooperation mit der Volksbank BraWo auf der Medienfassade des Bürohauses „Toblerone“)